Fahrbare Hubarbeitsbühnen: Unfallstatistiken und resultierende Lösungsansätze 

Grundsätzlich gelten Hubarbeitsbühneneinsätze für Arbeiten in der Höhe bei sachgemäßer Planung, Vorbereitung und Durchführung als sicher. Es ist aber für die Entwicklung diesbezüglicher Präventionsmaßnahmen notwendig, sich mit Unfallstatistiken und deren Aussagen auseinanderzusetzen.

 

Unfallstatistiken


Die im „IPAF – Journal 2014“ (s.u.) gezeigte Statistik bietet eine gute Gelegenheit zum Vergleich mit bisherigen Unfallbilanzen und zum Erarbeiten / Wiederholen von Lösungsvorschlägen gegen Unfallgefahren beim Einsatz fahrbarer Hubarbeitsbühnen.


Die „IPAF – Statistik“ basiert auf 53 weltweit gemeldeten tödlichen Unfällen im Jahr 2013. (Sie ist gem. des zuständigen IPAF – Technik - Referenten noch weich.)

 

Unfallhäufigkeiten nach Hubarbeitsbühnentyp

Diese Darstellung weist die Unfallhäufigkeiten auch dem Hubarbeitsbühnen Typ zu:


- 49 % Teleskoparbeitsbühnen
- 26% Scherenarbeitsbühnen
- 21% LKW – Arbeitsbühnen
- 4% unbekannter Bühnentyp.


Die von A. Deuchert (BGHM) erstellte Unfallanalyse (1998 – 2010, 83 Todesfälle) ist ähnlich strukturiert:

Eine Gegenüberstellung beider Statistiken liefert folgende Tabelle:

 

 

IPAF - 2014

A. Deuchert, BGHM - 2014

 

für  2013

für 1992 - 2010

 

53 Todesfälle

83 Todesfälle

 

weltweit

bundesweit

Unfallursache

%

%

Umkippen

30

30

Einklemmen, Quetschen

19

22

Zwischensumme

49

52

Kollision

8

 

Herabfallender Gegenstand

4

 

Sturz a. d. Bühne

25

13

Stromschlag

13

 

Herausgeschleudert

 

19

unbekannte Ursache / Sonstige

1

16

Gesamt

100

100

 

Die Tabelle läßt u.a. Folgendes erkennen:

  • Unfälle ohne Todesfolge sind nicht erfaßt.
  • Eine Zuordnung von Unfallhäufigkeit zum Hubarbeitsbühnentyp ist in der Untersuchung der BGHM nicht gegeben.
  • Die Unfallursachen
    • Umkippen
    • Einklemmen, Quetschen

haben einzeln und in Summe eine ähnliche Größenordnung (49%; 52%) in beiden Untersuchungen.

  • Die anderen 6 Unfallursachen haben
    • teilweise keine Entsprechung in der jeweils gegenüberliegenden Untersuchung
    • teilweise große,  prozentuale Differenzen (Dies mag Realität oder in unterschiedlichen Reporting – und / oder Auswerteverfahren begründet sein).
  • Die Ursachen
    • Sturz aus der Bühne
    • Stromschlag
    • Herausgeschleudert
    • Sonstiges, unbekannte Ursache

nehmen in beiden Statistiken einen großen Anteil am Unfallgeschehen (39%; 48%) ein.

 

Lösungsansätze

 

Dank beider Untersuchungen, die sich m.E. schon jetzt bemerkenswert ausreichend bestätigen, können Lösungsansätze zur Reduzierung des Unfallgeschehens genannt bzw. bestätigt werden:

  • Gegen „Herausgeschleudert“ und „Abgestürzt“ hilft auch der Einsatz einer persönlichen Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA gem. EN 361), wenn sie sachgemäß (s. R. Willenbrock – „Dummys kennen keinen Schmerz“ , IPAF – Journal 2012) benutzt wird.
  • Dieser  Einsatz ist in vielen Ländern Vorschrift, in Deutschland eine berufsgenossenschaftliche Empfehlung (BGI 720).

 

Die untenstehende Bildfolge zeigt den nahezu unversehrten und nichtabgestürzten Bediener mit PSAgA nach Mißbrauch einer Hubarbeitsbühne.

Fotos Quelle: vertikal.net

  • Gegen die Gefahren „Einklemmen“ und „Quetschen“ haben in den letzten Jahren renommierte Hersteller in Kooperation mit Vermietbetrieben technische – teilweise auch nachrüstbare - Lösungen entwickelt (z.B. „SkyGuard“ von JLG, „SiOPS“ von Niftylift, „OPS“ und „OPA“ von Genie, „SMS“ von Manitou). Diese Einrichtungen werden sich positiv auf das Unfallgeschehen auswirken.

 

  • Gegen alle Unfallursachen und somit für den sicheren Einsatz von Hubarbeitsbühnen hilft die sachgemäße Arbeitsvorbereitung, die auf dem Wissen um die Gefahren beim jeweiligen Hubarbeitsbühneneinsatz basiert (Gefährdungsbeurteilung).


So zeigt auch A. Deuchert in seiner Untersuchung von 2014 das menschliche Fehlverhalten als die hauptsächliche Ursache tödlicher Unfälle auf.

Unwissenheit, mangelhafte Kommunikation auf der Baustelle und alltägliche Routine mit Aufmerksamkeitsdefiziten führen häufig zu o.g. Fehlverhalten.

 

Dies ist aktuell besonders bei zunehmender Anzahl von Großprojekten mit entsprechenden Hubarbeitsbühneneinsätzen (z.B. Infrastrukturprojekte, „Energiewende“ mit dem  Bau von Windenergieanlagen und Hochspannungsleitungsnetzen, u.v.a.m.) zu berücksichtigen.

Kompetente Einweisungen und Unterweisungen gem. den DGUV – Inhalten für

  • Bediener (BGG 966, BGI 720) und
  • Befähigte Personen zur jährlichen Prüfung von fahrbaren Hubarbeitsbühnen(BGG 945)

werden zu diesen Problemkreisen angeboten.

 

Diese bewährten Schulungsmaßnahmen mit der Vermittlung theoretischer Inhalte, praktischer Übungen werden häufig sinnvollerweise durch einen  Abschlußtest als Lehrgangskontrolle begleitet.

 

Sie werden z.B. von den Akademien der Vermieter, den IPAF - Schulungszentren, dem VDBUM, der Bayerischen BauAkademie, der Schipper Akademie u.v.a.m. angeboten. 

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